Der Sikhismus ist eine Religion, die heute mehr als 23 Millionen Anhänger hat und im 15. Jahrhundert auf dem indischen Subkontinent entstanden ist. Der Großteil der gläubigen Sikhs lebt auch heute noch in Indien. Der Sikhismus geht auf den Wanderprediger Guru Nanak sowie dessen neun Nachfolger zurück. Der Sikhismus ist, im Gegensatz zum Hinduismus eine monotheistisch geprägte Religion, das heißt die Gläubigen, die Sikhs, verehren nur einen einzigen Gott. Dieser ist nach ihrer Auffassung gestaltlos und weder männlich noch weiblich. Obwohl Wissenschaftler, vor allem Orientalisten, im Sikhismus sowohl Parallelen zum Islam als auch zum Vishnuismus auszumachen glauben, ist dies nicht richtig. Zwar gibt es Gemeinsamkeiten in den Glaubensvorstellungen, jedoch haben sich bereits Guru Nanak und seine Nachfolger deutlich von denen in ihrer Zeit vorherrschenden Religionen und deren Dogmen distanziert. Zu diesen zählten sowohl der Islam als auch der Hinduismus und der Buddhismus. Dies ist in den von ihnen verfassten Schriften nachzulesen, die im Guru Granth Sahib Ji überliefert sind. Der Sikhismus muss also nach dem Glauben seiner Anhänger als völlig eigenständige Religion angesehen werden.

Besonderes Merkmal des Sikhismus ist es, dass die Religion den Glauben für den Alltag nutzbar machen möchte. Daher distanziert sie sich eindeutig von anderen Religionen, deren festgeschriebenen Riten und Gebräuchen sowie festgelegten sozialen Hierarchien. Da jedoch die meisten Sikhs in Indien leben, hat das dort immer noch allgegenwärtige Kastensystem dennoch starken Einfluss auf Ihren Alltag und auf die Ausübung ihrer Religion. 

Für Sikhs existieren formale Vorgaben, etwa in Bezug auf die Namensgebung, ihre Kleidung oder ihr Auftreten, die eingehalten werden müssen. So tragen der Vater und der älteste Sohn der Sikh-Familie den traditionellen Turban, während die jüngeren Söhne einen Patka tragen, eine typische Kopfbedeckung für Jungen, gefertigt aus einem Stück Stoff. Auch mache Sikh-Frauen tragen einen Dastar. Außerdem tragen nahezu alle Sikhs einen Armreif als Zeichen Ihrer Verbundenheit. 

Trotz der Distanzierung von anderen Religionen weist der Sikhismus teilweise signifikante Gemeinsamkeiten mit dem Hinduismus auf, jedoch bestehen andererseits auch gravierende Unterschiede. Die Schöpfung ist nach dem Glauben der Sikhs unergründlich und das Universum wird als unermesslich angesehen. Die gesamte Schöpfung ist demnach göttlich und wird als beseelt und heilig angesehen. Bei der Reinkarnation scheiden sich Hinduismus und Sikhismus. Der größte Teil der Sikhs glaubt nicht die Reinkarnation des Menschen. Jedoch durchläuft jede menschliche Seele nach Guru Nanak zuvor 8 Millionen nicht-menschliche Reinkarnationen, ehe sie die menschliche Stufe erreicht. Von dieser aus kann sie sich nach einem tugendhaften Leben endgültig mit dem gestaltlosen Gott vereinigen und erfährt dadurch Erlösung. Das Leben eines Sikhs ist vom Glauben geprägt, dass jedes Tun und jeder Gedanke eine Konsequenz nach sich ziehen (Karma). Da laut den Religionsgründern das Haupthindernis auf dem Weg zu innerem und sozialem Frieden das "Hängen am eigenen Ich" ist, stellt die Überwindung des Egoismus ein zentrales Ziel im Leben eine jeden Sikhs dar. Daher ist eine tugendhafte Lebensführung wichtig für jeden Sikh, um am Ende seines Lebens Erlösung und die Vereinigung mit dem gestaltlosen Gott zu erreichen. 

Zu einem solchen tugendhaften Leben gehören unter anderem der ehrliche Verdienst des eigenen Lebensunterhaltes sowie ein sozial ausgerichtetes Familienleben sowie eine lebenslange spirituelle Entwicklung. Mittler zwischen Gott und Menschen, wie etwa Priester, Nonnen oder Mönche lehnt der Sikhismus ab, da nach Ansicht seiner Lehren jeder Mensch das Potenzial hat, das Göttliche in sich selbst und im Alltag mit anderen zu erfahren. Ebenso werden Okkultismus, das Asketentum und jede Art von Aberglauben vom Sikhismus strikt abgelehnt.
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